Wanderritt von Sonntag, 03.09.06 bis Samstag, 09.08.06

Mit Askan und Ramon und meiner ganzen Familie außer Jonas
von Rebecca Rehm

 

 

Montag 04.09.06

Nach einem ausgiebigem Frühstück (üppige Käseauswahl und jede erdenkliche Marmeladensorte…) holten wir Lothars Leihpferde von der „ewig“ weit entfernten Weide ab.

Franziskas Pferd hieß Huni, Rebeccas Gina und Kassandras Diana.

Alle Pferde wurden dann in der Halle angebunden, gründlich geputzt und für den Ritt vorbereitet.

Von den dreien war nur Gina beschlagen; deshalb hat uns Lothar darauf eingeschworen, mit Huni und Diana steinige Wege und harten Straßenbelag soweit möglich zu meiden, darauf jedenfalls nur Schritt zu gehen.

Gleich am Anfang des Ritts ergaben sich die ersten Probleme: Dianas und Hunis Sattel gefiel es auf dem Bauch der Pferde besser als auf dem Rücken; sie rutschten dauernd… wir waren aber doch so gut, dass wir trotzdem nicht vom Pferd fielen.

Nachdem die Sättel dann von Karin oder uns geschickt zurechtgerückt und ausreichend fest gegurtet waren, war dieses Problem beseitigt und es hätte jetzt eigentlich reibungslos weitergehen können.

ABER … plötzlich stand eine Kuh auf unserer Trabstrecke.

Doch auch an diesem außergewöhnlichen Hindernis kamen alle Reiter mehr oder weniger problemlos vorbei, auch Winny auf Askan.

Und dann konnten wir alle endlich die landschaftlich schönen Wege bewundern und die Gedanken baumeln lassen.

Zum Mittagspicknick mit Ruhe- und Schlafpause (für Burkhard und Karin) reiten wir zum „Ochsenstall“ (Felsenhöhle).

Nach der Mittagspause ging es weitgehend problemlos weiter, wenn man von ein paar ungewollten „Gallöpperchen“ absieht.

Abends kamen wir dann zufrieden und mit völlig durchgeschwitzten und teilweise geschafften Pferden auf der Ranch an.

Dann kams zum Stau vor der Dusche…: als sich auch der aufgelöst hatte und wir wieder alle frisch rochen, stand dem Abendessen nix mehr im Weg – wir hatten ja schließlich Kohldampf.

Diesen gelungenen und mit viel Sonne verbundenen ersten Tag ließen wir so in einem Restaurant mit einem typisch französischen Abendessen ausklingen.

 

Dienstag 05.09.06

Der heutige Ritt war etwas anspruchsvoller als der gestrige (ohne dass wir zu sehr gefordert); es sollte ja auch noch schwerer werden.

Die Wege führten teilweise durch hohen Farn und extrem felsigen Untergrund; mehrere steile Auf- und Abstiege waren auch schon dabei.

Unsere Mittagspause verbrachten wir in einem sehr schön gelegenen Burgrestaurant.

Nachdem sich alle gestärkt hatten, gab es beim Aufsitzen wieder einige Komplikationen.

Da offenbar nicht alle die „Bedienungsanleitung“ zum Aufsteigen gründlich genug studiert hatten, schaffte es der Reiter von Askan – den Namen verschwiegen wir vornehm, um ihm die öffentliche Schmach zu ersparen – nicht, schadensfrei elegant aufzusteigen. Wegen eines „Bedienerfehlers“ fiel er bei Aufsteigen über den Hals von Askan von der Erdanziehungskraft gezogen in Richtung Boden, kam dort hart aufprallend zu Fall und rollte sich rücklings kugelnd ab. Peinlich… alle habens gesehen und gelacht. Na ja; beim zweiten Versuch – und an die späteren Male – klappte es dann doch erstaunlich reibungslos, auch wenn Karin immer wieder mal ein Auge auf den Reiter geworfen hat, ob alles klappt und nichts passiert.

Die Leihpferde erwiesen sich während des Rittes als etwas unkonditioniert, da sie wie Hunde hechelten. Ein Pferd – Diana – stolperte sogar im Tölt (immerhin konnte sie das gut und zur Freude der Reiterin auch gerne), schlug deshalb beinahe einen Purzelbaum und zwang die geschickte Reiterin flink zum Notabstieg.

Alles ging schadenfrei gut – Glück gehabt-; es konnte als, nachdem wir uns vom Schreck erholt hatten, weitergehen.

An diesem Tag gab es mehrere Galoppsrecken, bei denen meistens allerdings nur die Hälfte der Reiter mitbekam, dass Galoppieren werden sollte; die Anweisung der Chefin kamen nicht immer beim letzten Nachzügler an. Aber der merkte es ja auch spätestens dann, wenn die Vorderleute ihm davon rannten und der Abstand zunehmend größer wurde. Aber dann ging es für ihn auch im IC – Tempo galoppierend hinterher und die Lücke wurde wieder geschlossen. Das war meist aufregend, aber schön.

Abends richteten wir uns ein gemütliches Essen auf der Ranch mit viel gutem Käse und Obst zum Nachtisch.

Wieder ein herrlicher Reittag vorbei; schön.

 

Mittwoch 06.09.06

Der Tag begann mit schönem Reitwetter, das heißt: trocken – nach anfänglichem Morgentau - ,Sonne, warm aber nicht zu warm, einfach spitze.

Gut gelaunt ritten wir also los nachdem wir unsere sieben Sachen zusammengepackt und gesattelt hatten - auch Karin war fast pünktlich.

Kurz darauf, schon wieder ne Aufregung…

Was war los? Wir hatten Askan und Winny verloren. Nichts zu sehen, nichts zu hören, beide waren verschwunden. Aber da, Winny rief: „Askan hat verweigert!“. Das kam so: wir mussten vom breiten Waldweg rechts ab, einen schmalen Weg die Böschung hoch. Winny hatte – als letzter von uns allen – Askan wohl zu viel Spielraum gelassen, oder saß falsch oder was auch immer, jedenfalls lief Askan an der Steigung vorbei den Weg entlang, hat den Anstieg durch die Böschung verweigert. Beim zweiten Versuch hat dann doch geklappt; Winny kam auf Askan auch die Böschung hoch galoppiert (als ob nichts gewesen sei), hat noch ne Abkürzung durchs Gestrüpp genommen und sich wieder bei uns am Ende der Kolonne eingereiht und den Anschluss wieder bekommen. Wir mussten alle – fast alle – herzlich lachen; wer den Schaden hat, braucht ja bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen.

Später machten wir Bekanntschaft mit einem Zeckenreservoir (extrem hohes Ginstergebüsch), einer riesigen Hochlandrinderherde –oh schreck, Angst; Zitter…- und zu guter Letzt zu Esthers Erleichterung mit einer harmlosen Baumschule.

„Mama zerkratz’ dein Pferd nicht!“ rief Franziska von hinten. Was war jetzt wieder geschehen. Esther sollte – so jedenfalls Karins Anweisung, der Esther nahezu blinden Gehorsam leistet (wenn es ums Reiten geht) – mit Ramon über einen quer liegenden gut und gerne 60 cm hohen Stamm klettern. Da hatte unsere Franzi aber Sorge, sie könnte Ramon bäuchlings mit dem Stamm zerschrammen. Aber es ging alles gut; Reiterin und Pferd haben es wohlauf geschafft.

Unsere Mittagspause verbrachten wir auf einem großen Picknickplatz mit Anbindebalken für die Pferde, wie im „wilden Westen“, was für ein Luxus.

Wir konnten uns also auf schönen Bänken und Tischen schattig ruhig unserem Picknick widmen; abgesehen davon, dass sich Ramon unerklärlich vom Band gelöst hatte, davon spazierte und wieder eingefangen wurde.

Ach ja; und Winny war wieder mal ständig am Telefonieren; sei es mit dem Büro oder wahrscheinlich mit irgendwelchen ganz furchtbar wichtigen Mandanten wo auch immer, die nicht warten konnten oder wollten und überhaupt.

Nach dem Picknick und den anschließend fast schon zur Regel gewordenen Mittagsnickerchen von Karin und Burkhard ging’s zurück; wir gut gestärkt, die Leihpferde allerdings doch schon ziemlich schlapp.

Abends gab es dann auf dem Hof Spaghetti à la Burkhard, wobei heftig über die besondere Art und weise der Zubereitung debattiert wurde; wir wissen aber noch immer nicht, ob die Spaghetti  un kalt abgeschreckt oder doch im heißen Wasser mit einem Schuss Öl vorbehandelt werden müssen, um nicht zu verkleben.

Nach dem Essensmahl fanden dann spontan eingeschobene Gleichgewichtswettbewerbe (wer hält es am längsten auf einem Bein mit verbundenen Augen und ausgestreckten Armen aus?), Reaktionstests und Reiterspiele statt, bei denen wir uns im Rollentausch in der Rolle der Pferde hineinversetzten und mit Trense geritten wurden.

Dabei machte sich Karin ach am Großpferd Winny u schaffen und Esther lockte mit Rotwein den noch rohen Funi (Burkhard) von der Weide in die Halle und übten und übten und übten…; teilweise klappte das bestens, teilweise leidlich gut, teilweise auch nicht (der vornehme Dichter schweigt über sie Einzelheiten; die „Eingeweihten“ wissen Bescheid und dabei soll es auch bleiben).

Wieder ein Tag an dem wir herrlich viel gelacht haben.

 

Donnerstag 07.09.06

Wir hatten Lothar am Vorabend von den Schwächeanfällen seiner beiden Pferde, insbesondere Diana, berichtet; er hat das nur schweigend angehört, aber nicht vergessen.

Lothar hat uns nämlich für heute und morgen ein Ersatzpferd gestellt und Diana Ruhe und Erholung verordnet; gut so.

Also reitet Kassandra ab sofort Agnar, einen Wallach.

Nach einem wieder für uns sehr üppigen Frühstück ging es an die Arbeit. Zunächst hieß es, Pferde von der Koppel holen. Und wir waren auf Agnar gespannt – und schließlich auch sehr angenehm überrascht, denn Agnar war fit, gehorsam und lieb.

Wir sind wieder – wie schon am Vortag herrliche schmale Wege geritten – auch wieder (oh je, ob es denn diese Mal klappt) den Anstieg, den Askan am Vortag verweigert und Papa Winny in Bedrängnis brachte; diese Mal klappte es, Askan erklomm die Steigung auf den ersten Versuch problemlos.

Mittags trafen wir auf ein herrlich an einem Weiher gelegenen Restaurant mit Terrasse und Seeblick. Wir schlemmten gut und deshalb auch viele zu viel, einschließlich süßen Desserts…Lecker. Ein schlechtes Gewissen hatten wir dann doch; schließlich mussten uns die Pferde – so voll gestopft wie wir waren –weiter tragen.

Ach ja; fast hätten wir es vergessen. Irgendeine mehr oder weniger sportliche, ulkige Gruppe joggten runde um runde – zunehmend langsamer und schlaffer – um den Weiher, während wir unsere Essen genossen haben. Das war für uns Ansporn, es so weit nicht kommen zu lassen, um fit zu bleiben.

Bei der ersten Nachmittagsetappe gab es dann wieder eine Schrecksituation.

Nein; Askan und Winny waren daran nicht beteiligt. Dieses Mal traf es Urta und Burkhard und das war so: An einem steinigen Anstieg stolperte Urta und fiel. Der Reiter unternahm ein blitzschnelles Absteigmanöver (dass Burkhard so blitzschnell reagieren kann, wussten wir gar nicht), allerdings auf Kosten seines Knies, das den Anstieg und den nachfolgenden harten Aufprall auf dem steinigen Boden doch mit der ganzen Wucht des Körpers in voller Härte zu spüren bekam.

Karin leistete sofort „Erste Hilfe“, sowohl bei Urta wie auch bei Burkhard, wobei die Meinungen auseinander gingen, um wen sie sich gerade mehr sorgte, um das Pferd oder Burkhard.

Sicherheitshalber behandelte Karin jedenfalls beide Beteiligten (Reiter und Pferd) liebevoll besorgt mit irgendwelchen magischen Pillen, „Schockglobuli“ oder so ähnlich heißen die.

Jedenfalls konnten nach kurzer Erholungspause Urta scheinbar nicht und Burkhard eher weniger verletzt den ritt fortsetzen.

Doch – ein Unglück kommt selten allein: das Wetter, das bislang so gut „mitgemacht“ hatte, wechselte plötzlich von strahlender Sonne zu Gewitter und Regen (hatten wir „Petrus“ etwas verärgert?). doch Gott sei dank hatten wir alle Regenmäntel dabei und kamen so regenfest und warm verpackt dann doch angenehm gut voran.

Trotz Regens oder vielleicht gerade deshalb, möglicherweise aber auch wegen eines Reiterfehlers, wollte Askan ziemlich rücksichtslos unter einem quer über dem Weg hängenden Baumstamm hindurch laufen. Askan hätte das geschafft, aber der Reiter halt nicht, so dass dieser halb auf Askan sitzend halb über dem Baumstamm hängend Askan gerade noch eingebremst und zum Stillstand brachte, bevor ihn Askan vollends vom Rücken „gezogen“ hat.

Winny gelang es dann schließlich doch noch geschickt, Askan rückwärts zu „fahren“ und so mit ihm um den Baumstamm drumrum zu reiten. So, auch das war dann glücklich geschafft.

Dann traute sich Eileen auf Funi – als Einzige und erfolgreich – über einen den Weg versperrten Baumstamm zu springen. Spaß hätte es gemacht und elegant gesprungen seien Pferd und Reiterin auch, erzählte uns später Eileen.

So überstanden wir alle auch mit mehr oder weniger heiler Haut auch den Nachmittag dieses spannenden Rittes

 

Freitag 08.09.06

Unseren letzten ritt begannen wir wie üblich gegen 10:30 h.

Schon beim Fertigmachen der Pferde bemerkten wir, dass es im Vergleich zu den letzten Tagen ziemlich kalt war. Aber mit der Zeit wurde es dann doch recht sonnig.

Diesmal hatten wir Hindernisse, wie steil ansteigende Steintreppen zu überwinden. Auch mussten wir am Rand einer Straße über einen kleinen Graben springen; aber auch diese Schwierigkeiten überstanden alle Pferde samt Reiter ohne Probleme.

Kurz vor der Mittagspause wurden unsere Kräfte noch mal ordentlich auf die Probe gestellt, denn wir mussten einen steilen anstieg zu Fuß bewältigen und gleichzeitig noch darauf achten, dass das Pferd bei uns blieb – nicht drängelte aber auch nicht zu langsam war.

Was macht denn Burkhard, dachten wir, als wir ihn sahen, wie er sich am Pferdeschweif festhielt und vom Pferd stolpernd den Berg hochziehen ließ. Das machen die Islandpferde mit, erzählt uns Burkhard, jedenfalls Funi hat es scheinbar nicht gestört. Wir haben das aber doch nicht nachgeahmt – wie hätten sich Askan und vor allem Ramon verhalten? –

Auf dem Gipfel angekommen wurden wir mit einem guten Picknick nahe einer alten Burgruine belohnt.

Dort droben gab es sogar ein typisch französisches Steh-Plumpsklo…; C’est la vie en France.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause ging es dann steile Stücke – wieder zu Fuß – hinunter.

Endlich hatten wir es dann soweit geschafft, dass Karin zum Aufsitzen gerufen hat.

Unterwegs mussten wir uns nochmals durch dichtes Gebüsch kämpfen, ein längeres Stück an einer befahrenen Straße reiten, was das eine und andere Pferd (welches wohl) doch deutlich beunruhigte. Und letztlich mussten wir auch noch eine Brücke überqueren, die nur auf einer Seite ein Geländer hatte; aber auch das haben die Pferde gut gemeistert.

Schließlich gab es die verdiente nächste Rast.

Karin glaubte, die Pferde würden am Fluss ihren Durst löschen; weit gefehlt.

So durfte Karin durch den Matsch gehen und dort in ihrer mitgeführten Plastiktüte für die Tiere Wasser schöpfen. Das hat sie auch gut gemacht und ein Tier nach dem anderen getränkt; danke, Karin.

Abends wieder auf der Ranch angekommen, gab es Gegrilltes, welches von allen mit Begeisterung verzehrt wurde.

Im Nachhinein sind wir uns alle einig, dass der Wanderritt schön und abwechslungsreich war und freuen uns alle schon auf den nächsten im kommenden Sommer.

Auch unsere Pferde sind jetzt wieder ausgelasteter und ausgeglichener und hatten (hoffentlich) ihrerseits Spaß beim Laufen; sie sind mit Sicherheit viel konditionierter und trittsicherer als zu Beginn des Wanderritts.

 

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